Die Ausstellung von Aghi und Julia Oelkers zeigt Porträts mosambikanischer Frauen & Männer, die zwischen 1979 und 1991 in Hoyerswerda lebten und arbeiteten.
Die Ausstellung kann unentgeltlich im Ganzen oder auch in Teilen bei der Kulturfabrik Hoyerswerda (Tel: 03571 209 33 43) entliehen werden. Sie besteht aus 35 Tafeln in der Größe 700×1.000mm und kann leicht im Auto transportiert werden. Zum Aufhängen wird ausreichend Wandfläche und ein übliches Hängesystem benötigt.
1979 kamen die ersten Vertragsarbeiter aus Mosambik nach Hoyerswerda. Viele lebten und arbeiteten schon mehr als zehn Jahre in der Stadt, als sie die rassistischen Angriffe auf ihre Wohnheime erleben mussten. Nach dem Mauerfall wurden die meisten Vertragsarbeiter in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt. Die letzte kleine Gruppe Mosambikaner verließ Hoyerswerda im November 1991 und flog zurück nach Maputo – mitten in den Bürgerkrieg.
Im Abkommen zwischen der DDR und Mosambik war ein sogenannter Lohntransfer vereinbart worden, der erst nach der Rückkehr ausgezahlt werden sollte. Als deutlich wurde, dass die mosambikanische Regierung dieses Geld nicht auszahlt, organisierten sich die ehemaligen Vertragsarbeiter. Seitdem kämpfen Madgermanes – wie sie in Mosambik genannt werden – mit wöchentlichen Demonstrationen um die Auszahlung ihrer Löhne. Die transferierten Lohnanteile sind in Deutschland verblieben und wurden mit den Staatsschulden Mosambiks verrechnet. Die vom ehemaligen Hoyerswerdaer Daniel Reiche layoutete Ausstellung portraitiert einige der ehemaligen Kollegen und Nachbarn aus Hoyerswerda.
Aghi
Aghi ist bildender Künstler, der hauptsächlich Fotografie verwendet. Er absolvierte das Italienische Institut für Fotografie in Mailand und studierte Film und Regie an der Metropolitan Film School in London. Im Fokus seiner Forschung steht die Beziehung zwischen Räumlichkeit, Gedächtnis und Tiefenpsychologie durch Landschaftsfotografie, Straßenfotografie und Porträtfotografie. In diesem Sinne wird die Aufnahme immer als Moment vorweggenommen, der sich selbst transzendiert und psychogeografische Exploration, Situationismus und Performancekunst in einen Dialog bringt. In den letzten drei Jahren hat er das Thema des kollektiven Unbewussten durch Zeit und Geschichte mit einer Reihe von Projekten in Mosambik visuell erforscht. Die Geschichte von Madgermanes ist eine davon.
Julia Oelkers
Julia Oelkers arbeitet als freie Journalistin und Dokumentarfilmerin. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind zeitgeschichtliche Dokumentationen und Porträts. Für die Webdokumentationen „Eigensinn im Bruderland“ über Migration in die DDR und „Gegen uns – Betroffene im Gespräch über rechte Gewalt und die Verteidigung der solidarischen Gesellschaft“ wurde sie jeweils mit einem Grimme Online Award ausgezeichnet. Die rassistischen Angriffe vom September 1991 in Hoyerswerda beschäftigen sie seit den 90er Jahren. Gemeinsam mit ihren Kollegen hat sie die Entwicklung in Hoyerswerda immer wieder dokumentarisch begleitet. Einige Ergebnisse dieser Arbeit sind online unter www.hoyerswerda-1991.de zu sehen. Julia Oelkers ist Teil des Medienkollektivs out of focus.